Jörg Haider: Kränze am Kultort und ein Kerzenmeer

(c) APA (Gert Eggenberger)
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An der Unfallstelle wurde mit viel Pathos ein Marterl enthüllt. Nach der Eröffnung des Museums am Freitag folgte am Sonntag in Klagenfurt der Höhepunkt der Gedenkfeiern.

KLAGENFURT.Haidermania, Teil zwei: Nach der Eröffnung des Museums am Freitag folgte am Sonntag in Klagenfurt der Höhepunkt der Gedenkfeiern für den vor einem Jahr tödlich verunglückten Kärntner Landeshauptmann. Nach einem Gottesdienst im Klagenfurter Dom wurde direkt an der Unfallstelle in Lambichl ein Bildstock enthüllt.

An die 1000 Menschen sind auf die kleine Anhöhe am Scheitelpunkt der langgezogenen Bundesstraßenkurve gepilgert. Mit Bussen sind sie aus Oberösterreich, Salzburg und vielen Teilen Kärntens gekommen. Auch eine Fahne der norditalienischen Lega Nord zappelt gleich neben einer schwer behangenen Kameradschaftsbund-Wimpelstange über den Köpfen. Kärntner Trachtenröcke dominieren das Bild. Und rote Grabkerzen. Der Supermarkt ein paar Meter nach der Unfallstelle hatte schon am Freitag vorgesorgt und gleich neben der Kasse Paletten von Grabkerzen als Angebot gestapelt. Den Rest besorgte ein anonymer Spender mit 10.000 eigens mit Konterfei und Zitat versehenen Jörg-Haider-Gedenkkerzen. Seit drei Tagen werden sie kostenlos an Trauernde, Anhänger und Souvenirsammler verteilt. Am Vormittag auch vor dem Dom in Klagenfurt, am Nachmittag gleich neben dem Bildstock in Lambichl.

Wie eine Hochglanzfolie legt sich der Mythos Haider dieser Tage über Kärnten. In strahlenden Farben werden Erinnerungen aufpoliert, viel ist von der Leutseligkeit Haiders die Rede. Viele haben Kränze mitgebracht. Ein Mann, der sich ein Porträt „vom Jörg“ sogar auf den rechten Oberarm tätowieren hat lassen, erzählt von der Gedenkecke, die er im Vorraum seines Hauses eingerichtet hat, und seinen Plänen, auch die Hausfassade mit einem überlebensgroßen Bild Haiders zu verzieren. Der Männerchor intoniert ein eigens für den verstorbenen Landeshauptmann komponiertes Lied. Mit Kult habe das aber alles nichts zu tun, wehrt Landeshauptmann Gerhard Dörfler am Unfallort ab. Auch wenn er am Ende seiner Rede dann selbst von einem „Kultort“ spricht.

Er kann nicht sterben

„Ein Glück war, dass er sein Kärnten zurückbekommen hat, das man ihm am politischen grünen Tisch weggenommen hatte“, spielt Dörfler auf die Ab- und Wiederwahl Haiders als Landeshauptmann an. Danach dankt er noch dem „Guste“, einem engen Freund Haiders und Hersteller „der besten Brauschweiger Österreichs“, für dessen Spende und dem Straßenmeister, dessen Mannschaft in den letzten Monaten am Unfallort schon 150 Säcke mit Kerzenresten zu entsorgen hatte. „Der Jörg ist da. Man wird ihn uns nicht wegnehmen können“, trommelt Dörfler. Ähnlich pathosgeladen später auch Kärntens BZÖ-Obmann Uwe Scheuch: „Unser Landeshauptmann kann nicht sterben.“

Die Sonne, die vor einem Jahr vom Himmel gefallen war (© Landeshauptmann Gerhard Dörfler), strahlte an diesem Sonntag besonders hell. „Das kann kein Zufall sein“, orakelte Scheuch. Wohl auch kein Zufall ist, dass in all den Reden der Name Stefan Petzner fehlt. Scheuch umschifft ihn nach namentlicher Aufzählung der BZÖ-Spitze mit der anonymen Formulierung „und einige ganz enge Freunde“. Dörfler redet sich erst gar nicht in die Nähe derartiger Unannehmlichkeiten.

Kurz nach Ende der BZÖ-Feier knattert ein Kleinflugzeug über den Himmel. Auf dem Transparent in Kärntner Landesfarben, das es hinter sich herzieht, stehen in großen Lettern: „Wahrheit für Jörg!“ und eine Internetadresse einer Gruppe, die noch immer an ein Attentat glaubt. Die Menge um den Bildstock klatscht.

AUF EINEN BLICK

An der Unfallstelle, an der vor einem Jahr der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider mit seinem Dienstwagen in den Tod gerast ist, wurde am Sonntag ein Marterl enthüllt. An die 1000 Menschen nahmen an der Trauerfeier teil, bei der die Kärntner BZÖ-Spitze mit viel Pathos, Kerzen und Kränzen ihrem verstorbenen Parteiobmann gedachte. „Der Jörg ist da. Man wird ihn uns nicht wegnehmen können“, meinte etwa Haiders Nachfolger, Landeshauptmann Gerhard Dörfler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2009)

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